Zeitzeugenberichte und Erinnerungen„Unser Dorf soll schöner werden“

Der erste Wettbewerb auf Bundesebene fand im Jahre 1961 statt. Der damalige Präsident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., Graf Lennart Bernadotte, war der Initiator des Wettbewerbs.

Ziel war es, die Dörfer und Anwesen zu verschönern, vornehmlich mit Grün- und Blumenschmuck. Auch galt es, die Infrastruktur zu verbessern, sodass der Komfort in den Dörfern anstieg, um so eine Abwanderung in den urbanen Raum zu verhindern.

Der Wettbewerb hatte den Zweck, Gemeinden und Ortsteile im ländlichen Raum anzuregen, ihren unmittelbaren Lebensraum und das Zusammenleben der dort lebenden Menschen auf der Grundlage bürgerschaftlicher Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen bewusst zu gestalten und zu pflegen. Dabei sollte der dörfliche Charakter der Orte auf der Grundlage historischer Entwicklung und landschaftlicher Gegebenheiten gewahrt bleiben und ihre Entwicklung in die übergeordnete Planung eingefügt werden.

Teilnahmeberechtigt sind Dörfer mit bis zu 3.000 Einwohnern. Die Sieger auf Landesebene qualifizieren sich für den Bundesentscheid.

Ab 1998 erhielt der Wettbewerb den Zusatz „Unser Dorf hat Zukunft“.
Seit 2007 trägt er den Titel „Unser Dorf hat Zukunft“.

Auch die Orte Schüllar und Wemlighausen waren mehrmals dabei und haben an diesem Wettbewerb teilgenommen.

Beurteilt wurden von der Bewertungskommission folgende sechs Punkte:

  1. Entwicklung des Ortes
    u. a. Flurbereinigung, Verkehrsanlagen, Ver- und Entsorgung
  2. Gestaltung des Ortes
    u. a. Prägung der Ortsmitte, Erhaltung, Pflege und Nutzung historischer Bausubstanz, Umfang und Zustand der öffentlichen Anlagen und Gebäude
  3. Gemeinschaftsleben im Ort
    u. a. Vereinsleben, kulturelle Veranstaltungen, Dorffeste, soziale Einrichtungen
  4. Private Gebäude und Hofräume
    u. a. Erhaltung und Pflege der für den Ortscharakter bedeutsamen Bausubstanz, Gestaltung der Hofflächen
  5. Grüngestaltung im privaten Bereich
    u. a. Gestaltung und Pflege der Vor-, Wirtschafts- und Wohngärten, Auswahl der Einfriedigungen, Blumenschmuck
  6. Ort in der Gemarkung
    u. a. Ordnung des Ortsrandes und im Außenbereich, Schutzpflanzungen an Wegen, Beseitigung von Landschaftsschäden, Entwicklung der Landschaft

Um diesen Kriterien gerecht zu werden, wurde also fleißig gestrichen, gesäubert, aufgeräumt und gepflanzt. Vorgärten wurden hergerichtet, Zäune erneuert, die Fachwerkhäuser gestrichen, Geröllecken aufgeräumt, Spielplätze angelegt, Sitzgruppen gebaut und aufgestellt, Grillplätze errichtet und vieles mehr.

Dieser Einsatz zahlte sich aus, denn nicht nur die Dorfgemeinschaften und das Wohnumfeld profitierten durch den Wettbewerb. Beide Ortschaften konnten auf Landesebene jeweils dritte Plätze erringen:

  • 1977 Wemlighausen (3. von 18 Teilnehmern)
  • 1981 Schüllar (3. von 15 Teilnehmern)

Als Begründung für den dritten Platz von Schüllar 1981 ist der Siegener Zeitung Folgendes zu entnehmen:

„Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ bei allen Kommissionsmitgliedern das Dorf Schüllar, dessen Ortsvorsteher Sommer die Fachjury empfing und mit einer hervorragend gemachten ‚Kurzexpertise zum Wettbewerb 1981‘ versorgte. Die 300-Seelen-Ortschaft, deren Bürger zum zweiten Mal an dem Dorfwettbewerb teilnahmen, zeigte sich den Besuchern als geschlossene Dorfstruktur, die von der Zerteilung durch eine breite Hauptverkehrsstraße verschont geblieben ist. Schüllar bewies sich – zur besonderen Freude des Jurymitglieds Landwirtschaftsdirektor Dr. Henrich – als ein von der Landwirtschaft auch heute noch geprägter Ort, dem auch von den auf andere Kriterien eher bedachten Kommissionsmitgliedern uneingeschränktes Lob zuteil wurde: ‚Ein wahrhaft gepflegtes Dorf mit beispielhaft sauberen Höfen, die zu erhalten sicherlich noch mehr Mühe erfordert als ein Einzelwohnhaus.‘“

Der Bevölkerung des Dorfes Schüllar wurde bescheinigt, dass ihre Ortschaft im Vergleich zur Situation beim Wettbewerb 1977 „erhebliche Fortschritte“ gemacht habe.

Sowohl in Wemlighausen als auch in Schüllar wurde als Lob hervorgehoben, dass saubere landwirtschaftliche Betriebe und Fachwerkfassaden das Ortsbild prägten.

Man konnte also in beiden Dörfern feststellen: „Unsere Dörfer sind schöner geworden.“

Teilansicht Schüllar 1984 aus der Kurzinformation zum Wettbewerb
Teilansicht Schüllar 1984 aus der Kurzinformation zum Wettbewerb

Quelle: Dokumentensammlung von Kurt Heinz Sommer (verstorben am 08.02.2017)

Änderung vorschlagenLetzte Aktualisierung am 6. Oktober 2025.