Zeitzeugenberichte und ErinnerungenDreschhalle "Am Stech"

Über die Jahrhunderte wurde das Korn mit dem Dreschflegel aus den Ähren geschlagen. Ein Schotte baute dann 1786 die erste „Dreschmaschine“ (lt. Wikipedia).


Die ersten Dreschmaschinen wurden noch von Ochsen oder Pferden mittels eines „Göpels“ angetrieben, später dann mit Strom. In kleine „Spitzdrescher“ wurde eine Getreidegarbe mit den Ähren zuerst in die Maschine geschoben. Danach setzten sich die „Breitdreschmaschinen“ durch, in die die Garben quer und unmittelbar nacheinander gelegt werden konnten. Eine solche kam auch in der Dreschhalle in Wemlighausen zum Einsatz. Sie war als fahrbares Modell ausgelegt.

Über die Erbauung der Dreschhalle ist wenig bekannt. Sie wurde von Wemlighäuser Kleinbauern genutzt und vermutlich als Genossenschaft geführt. Es gibt Aussagen darüber, dass die Halle Ende des 2. Weltkrieges als Lagerfläche von den Alliierten genutzt wurde. Andere meinen, die Halle wäre erst etwas später erbaut worden.
Ludwig Born war der Maschinenwart, Unterstützung erhielt er von Daniel Feige (Gorte Daniel). Nach der Getreideernte im Herbst konnte jeder Landwirt seine Ernte dort dreschen. Gedroschen wurden aber von den einzelnen Bauern nur 1–2 Wagen Getreide. Im Winter wurde dann mit der Dreschmaschine von Hof zu Hof gefahren und der Rest gedroschen.
Für die Kinder war der Dreschtag in der hauseigenen Scheune immer ein Erlebnis. Sie staunten nicht schlecht über die tolle Nachbarschaftshilfe. Es gab immer ein gutes Festessen, Kaffee und Kuchen sowie Getränke für alle.
Die vollen Säcke mit Körnern wurden dann durch das Treppenhaus auf den Dachboden zum Trocknen gebracht. Eine schwere Last für die Träger. Für die Trocknung der Körner war ein regelmäßiges Wenden erforderlich. Sie wurden später in der eigenen Schrotmühle gemahlen oder in die Mühle in Schüllarhammer gebracht. Es war schon eine beschwerliche Arbeit, die musste einfach belohnt werden. Der Festschmaus war nur eine kleine Anerkennung.
Aber es lief alles sehr friedlich ab, auch wenn die Dreschmaschine so manches Mal nicht wollte wie sie sollte (Seil gerissen, Verstopfung oder der Keilriemen sprang ab…).
Ob nun in der Dreschhalle oder zuhause das Getreide verarbeitet wurde, im Laufe der Jahre übernahmen mehr und mehr die sogenannten „Mähdrescher“ die Arbeit. Die Spreu vom Weizen auf dem Feld zu trennen, war für die Landwirte eine erhebliche Erleichterung.
So wurde die alte Dreschhalle am Stech nur noch zum Schmücken der Erntewagen von der Dorfjugend genutzt, die alljährlich am Erntedank-Sonntag durch die gesamte Gemeinde Schüllar-Wemlighausen bis zum Marktplatz nach Bad Berleburg fuhr und ihren Wagen präsentierte.
Die baufällige Dreschhalle wurde im Jahr 1977 abgebrochen, an gleicher Stelle entstand ein „Kinderspielplatz“.

Somit ist eine lange Tradition im dörflichen Leben verloren gegangen.
