Vereine und VerbändeBleichplatzgenossenschaft Wemlighausen
Man glaubt es nicht, aber vor Hunderten und Tausenden von Jahren wurde bereits Wäsche gewaschen und getrocknet – nicht so einfach wie heute. Wäsche in die Maschine, Waschmittel hinzufügen, ein bis zwei Knöpfe drücken, und schon wird der Waschgang automatisch erledigt; durch den Schleudervorgang wird sogar vorgetrocknet. Wer keinen Platz zum Trocknen hat, der nutzt einen Wäschetrockner.
Noch vor hundert Jahren, bis in die Sechzigerjahre, war Wäschewaschen in vielen Haushalten in Wemlighausen Handarbeit. Die ersten Waschvollautomaten gab es in Deutschland ab 1951. Man (Frau) nutzte Wäschezuber (aus Holz oder Metall), Waschbrett und Wäschestampfer oder auch noch andere Utensilien. Die Wäsche wurde anschließend gebleicht, und dafür benötigte man Platz.
Unterm Rain, aber auch im Dorf, gab es wenig Platz. Die Wohnhäuser unterm Rain stehen fast alle noch an dem Platz, an dem die Gebäude errichtet wurden. Alle Häuser sind natürlich größer, höher, breiter und auch schöner geworden.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis in die Siebzigerjahre gehörte fast zu jedem Haus eine kleine Landwirtschaft. Die bestand aus Kühen, Schweinen, Ziegen und Kleintieren. Es wurde Speicherplatz in Scheunen und Kellern für das Viehfutter benötigt, und der Stall für das gehaltene Vieh befand sich meist ebenfalls in den Kellerräumen. Die Exkremente des Viehs und die Streu mussten entsorgt werden. Deshalb befand sich vor bzw. neben jedem Haus ein Misthaufen und eine Jauchegrube. Viele Tiere, viel Mist. Die Häuser wurden selbstverständlich auch geheizt. Dies geschah überwiegend mit Holz. Vor jedem Haus lagerten Baumstämme, die vor dem Herbst noch gesägt und gehackt werden mussten. Es gab keinen Platz, um die gewaschene Wäsche zu bleichen.
Um Abhilfe zu schaffen, gründeten sechzehn Hauseigentümer aus Wemlighausen eine Bleichplatzgenossenschaft und erwarben ein Grundstück am linken Bachlauf des Marienwassers unweit des Wehrs, von wo aus auch der Mühlgraben gespeist wurde. Zugänglich war der Bleichplatz natürlich durch das Gängelchen. Die „Keppel“ hatten einen Zugang über einen Steg (Bretter), der das Überqueren des Mühlgrabens und des Marienwassers direkt vom Keppel aus ermöglichte


Das erste Sparbuch der Genossenschaft wurde am 12. Juni 1934 bei der Kreissparkasse Wittgenstein, Hauptstelle Berleburg, eröffnet. Unterm Rain waren fast alle Hauseigentümer an der Genossenschaft beteiligt. Ausgenommen waren die Familien, die noch ausreichend Platz um ihr Haus hatten, um Wäsche zu bleichen und zu trocknen. Das waren u. a. „Feldenes“, „Unnegrunds“, „Klooses“, „Vollmers“ und „Gordekarls“. Aus dem Dorf waren und sind beteiligt „Neljes“, „Lauber/Teofiels“, „Lückel/Kellers“ und „Wesse“.
Da nach dem Zweiten Weltkrieg sehr viele Familien in den Häusern unterm Rain unterkamen, finden sich im Kassenbuch auch Namen wieder, die nicht an der Genossenschaft beteiligt waren. Erinnert sei an Namen wie Hübner, Lennert, Schlüter (Luise Schlüter, geb. Scherer, * 1899; † 1991, war über Jahrzehnte Hebamme in Wemlighausen), Schmeichel, Schönfelder und andere.
Die Genossen zahlten ihren Beitrag, und die anderen Nutzer der Bleiche entrichteten eine Pacht.
Als Kassenführer nach dem Krieg wurden u. a. Paul Stark, Fritz Althaus und Paul Gundermann gewählt. Die Namen der Genossen haben sich im Laufe der Jahre verändert. Aus Dienst wurde Maaß, aus Lauber wurde Dienst, aus Lückel wurde Aderhold, aus Wahl wurde Stark usw., usw. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurden Häuser der Bleichplatzgenossen verkauft, aber die Anteile der Bleichplatzgenossenschaft sind bei den ursprünglichen Familien verblieben. Die Genossenschaft besteht auch heute noch. Heinrich Wahl zeichnet seit 2011 verantwortlich für die Gemeinschaft.
Quellen:
Chronik der Kapellen, Hartmut Böhl
Text: Hartmut Böhl
Text Be- und Überarbeitung:
Heinrich Althaus
Recherche zu Instrumenten,
Entwicklung der Blasmusik im
Musikverlag Seifert durch Heinrich Althaus
