Chroniken und SehenswürdigkeitenKindergärten in Schüllar-Wemlighausen
Bereits in den dreißiger Jahren gab es in Schüllar-Wemlighausen einen Kindergarten. Die ersten Einrichtungen entstanden als sogenannte Erntekindergärten. Sie dienten dazu, die Frauen während der landwirtschaftlichen Arbeit zu entlasten. Schnell erkannte man jedoch den großen pädagogischen Wert: Die Kinder lernten in der Gemeinschaft, sangen Lieder und bastelten – Dinge, für die im häuslichen Alltag oft wenig Zeit war.
Aus den saisonalen Erntekindergärten entstanden später dauerhafte Kindergarteneinrichtungen. Kinder, die den Kindergarten
besucht hatten, waren im Auffassungsvermögen ihren Altersgenossen häufig deutlich voraus. Leiterinnen dieser frühen Einrichtungen waren laut Überlieferung Frau Uhe und Frau Wahl („Zainschmidts“).
Von großer Bedeutung war außerdem die gesundheitliche Betreuung. Die Kinder standen unter ständiger Kontrolle des Vertrauensarztes des Amtes für Volksgesundheit.
Untergebracht war dieser frühe Kindergarten in den Räumlichkeiten des Hauses „Unter der Kirche 5“ am Schüllarhammer – dem Gebäude, in dem sich heute der Friseursalon Althaus befindet. Bis Ende der 1920er Jahre lebte dort die Familie Trapp. Sie verkaufte das Haus (siehe Hauschronik „Althaus Unter der Kirche 5“) und zog nach Pommern, um dort eine größere Landwirtschaft zu betreiben.

Kinder und Tanten am Schüllarhammer
Die folgende Zuordnung stammt aus den Unterlagen von Willi Lückel (Bau), Heiderbrücke 23.
Die Kinder und ihre zwei Tanten stehen vor dem Schuppen bzw. der Garage des heutigen Friseurgeschäftes Althaus am Schüllarhammer („Unter der Kirche 5“).
Die genaue Jahreszahl, wann die ersten (Nachkriegs-) Kindergärten in Wittgenstein und Umgebung entstanden sind, ist schwer zu bestimmen. Jedoch lässt sich sagen, dass die ersten Einrichtungen in den 1950er und 1960er Jahren entstanden, parallel zur allgemeinen Entwicklung der Kindergartenbewegung. Die Kinder aus Schüllar-Wemlighausen besuchten bis zur Eröffnung des „Waldorfkindergartens“ die Kindergärten in Berleburg und Girkhausen.
1 Tante Ruth Althaus (Anstreichers)
2 Tante Else
3 Dieter Seiffert
4 Dieter Grund
5 offen
6 Werner Aderhold
7 offen
8 Willi Althaus
9 Günter Nölling
10 Willi Althaus
11 Renate Koritkowski
12 Winfried Aderhold
13 Elfriede Althaus
14 Edith Nölling (13a)
15 Karin Dornseiff
16 offen
17 Heinrich Dickel
18 Willi Lückel
19 Martha Wahl
20 offen

Der Waldorfkindergarten „Sonnenblume“
Es war einmal die Not. Dann kam die Idee, nahm die Not bei der Hand und sagte: „Komm, wir machen eine Tugend.“
Die Not: Keine Kindergartenplätze und gleichzeitig dringend benötigter Freiraum für vielbeschäftigte und überlastete Mütter.
Die Idee: Von Birgit Saßmannshausen, Cornelia Krutzenbichler und vielen anderen engagierten Müttern: „Wir machen eine Krabbelgruppe.“
Über eine Zeitungsannonce suchten die sieben beteiligten Familien „Leute, die an Waldorf-Pädagogik interessiert sind“. Es meldete sich die Waldorfpädagogin Erika Zacharias.
Von der Krabbelgruppe zum Kindergarten
- 1986: Gründung eines Spielkreises.
- Ein Raum der Grundschule wurde zweimal zwei Stunden pro Woche genutzt.
- Acht Kinder nahmen zu Beginn teil.
- Ein Jahr später: Gründung des Waldorf-Kindergartenvereins e. V. Bad Berleburg.
- Der Raum wurde zu klein – ein Provisorium.
Der Weg zum eigenen Kindergarten
- 1990: Anerkennung des Elternvereins als Kindergarten-Träger durch das Landesjugendamt.
- Damit wurden Fördermittel möglich.
- 1992: Baubeginn – eine eingruppige Kita für 20 Kinder hinter der Turnhalle der Grundschule.
- Juli 1994: Einzug und Eröffnung.
Die Zuschüsse von Land, Kreis und Stadt betrugen insgesamt 600.000 DM und deckten die Baukosten – wenn auch knapp.
Der Name „Sonnenblume“ wurde zur Neueröffnung vergeben. Die Sonnenblume symbolisiert, wie aus kleinen Kernen in wenigen Monaten große, kräftige Pflanzen werden – ebenso wie Kinder wachsen und sich entwickeln.
Die Eltern betonen: „Ohne Erika wäre das Ganze wahrscheinlich gar nicht zustande gekommen.“
Ein Kindergarten im Wald – Die „Waldentdecker“
Am 16. April 2012 startete die Waldkindergartengruppe „die Waldentdecker“ der evangelischen Kita „Senfkorn“ oberhalb des Freizeitzentrums in Wemlighausen. Acht Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren wurden von den beiden Erzieherinnen Imke Bald und Inge Brüggemann betreut.
Das Waldgrundstück stellte die Wittgenstein-Berleburg´sche Rentkammer der Evangelischen Kirchengemeinde zur Verfügung. Die Gruppe war bei jedem Wetter draußen – bei Sonne, Regen und Schnee. Für Notfälle stand ein Raum im nahegelegenen Freizeitzentrum bereit, wo auch Bastel- und Spielmaterial gelagert wurde.
Ein Platz zum Entdecken
Der Waldplatz entwickelte schnell eine feste Struktur, die den Kindern Sicherheit gab. Ein kleiner, von Eltern und Erzieherinnen renovierter Bauwagen diente als Materiallager und Treffpunkt. Ergänzt wurde er durch ein kleines „Herzhäuschen“ mit Torftoilette.
Der Tag der Waldkinder begann ab 7:45 Uhr mit einer gemeinsamen Wanderung zum Waldplatz. Im Morgenkreis wurden alle begrüßt, es wurde gesungen, gespielt und der Tag besprochen. Nach dem gemeinsamen Frühstück starteten die Kinder in freie oder geplante Aktivitäten.
Spiel- und Lernorte im Wald
Für die Kinder entstanden vielfältige Spielbereiche:
- Piratenschiff
- Steinbruch
- selbstgebaute Hütte
- Kletterbau
- Balancierstämme
- Kreativecke
- Platz zum Kochen und Matschen
- Hängematten zum Schaukeln und Träumen
Der Wald wurde zu einem Ort, an dem täglich etwas Neues zu entdecken war. Ziel war es, Naturerfahrungen zu ermöglichen, den Wechsel der Jahreszeiten hautnah zu erleben und grundlegende Fähigkeiten zu fördern – Motorik, Wahrnehmung, Konzentration, Ausdauer und ein starkes Immunsystem.
Wachstum und besondere Momente
Der Waldkindergarten erfreute sich großer Beliebtheit. Die Gruppe wuchs rasch auf 14 Kinder an. Viele Feste und Feiern fanden am Waldplatz oder im Freizeitzentrum statt, zu denen Familien gerne kamen.
Umzug nach Bad Berleburg
Im Juli 2015 zog die Waldgruppe nach Bad Berleburg um. Dort durfte sie ein schönes Waldstück der fürstlichen Familie in der Nähe des Schützenplatzes nutzen. Grund für den Umzug war die Zugehörigkeit zur neugebauten Kita „Senfkorn“ und die enge Zusammenarbeit mit der zentralen Einrichtung.
Die Zeit in Wemlighausen bleibt in bester Erinnerung – für Kinder, Eltern und Erzieherinnen und in wertschätzender Zusammenarbeit mit dem Freizeitzentrum, dem heutigen Abenteuerdorf.
Imke Dickel (geb. Bald) und Inge Brüggemann



