Chroniken und SehenswürdigkeitenFriedhöfe in Schüllar und Wemlighausen

In Berleburg wurde seit 1663 das Totenregister geführt und damit ist überliefert, dass die Wemlighäuser und Schüllarschen Einwohner nach ihrem Ableben auf dem Odebornsfriedhof in Berleburg beerdigt wurden. An diesem Ort stand auch die Odebornskirche, in der Siedlung Odeborn gelegen, die wohl im Kreuzungsbereich der jetzigen Sählingstraße, Am Breitenbach und An der Odebornskirche lag und schon sehr früh wüst wurde.

Leider ist nur wenig über die Siedlung bekannt. In der Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein von Günther Wrede, Marburg 1927, wird Odeborn in vielen Urkunden, Stiftungen und Bürgschaften genannt, über Gründung, Lage und Größe der Siedlung ist jedoch nichts notiert. In einem alten Abgabenverzeichnis des Erzbistums Mainz steht geschrieben:

„Adeborne, quod est civitas, tenetur dare duo maldra“ (Adeborne, welches eine Stadt ist, ist verpflichtet, zwei Malter zu liefern). Wenn bereits im 13. Jahrhundert Odeborn als „civitas“

bezeichnet wird, müssen dort doch einige Häuser gestanden haben. 

Unterstrichen wird dies durch die Gründungsurkunde von Berleburg 1258, in der „Ludolpho pastore in Adenborne“ als Mitunterzeichner vermerkt ist. Nicht auszuschließen ist, dass bereits um oder sogar vor 1200 erste Ansiedlungen im Bereich Odeborn stattgefunden haben. Eine enge Verbindung zum Kloster Grafschaft mit seinem umfangreichen Landbesitz im nördlichen Kreisgebiet ist nachgewiesen.

Da sich die Stadt Berleburg weiter ausweitete und einen gewissen Schutz bieten konnte, hat wohl das Anwesen Odeborn zunächst seine Bewohner und folglich dann seine Bedeutung verloren. Während in Berleburg 1606 der Friedhof auf dem Sengelsberg gebaut wurde, fanden bis 1845 auf dem Odebornsfriedhof die Toten von Schüllar und Wemlighausen ihre letzte Ruhe. Sie wurden mit Kuhgespannen über eine Brücke der Odeborn im Bereich der Einmündung der heutigen Hochstraße von den beiden Gemeinden dorthin überführt.

Die Odebornskirche wurde allerdings bereits 1825 wegen zu großer Bauschäden als nicht mehr reparabel bezeichnet. Zwei Jahre später sah man sich gezwungen, die Kirche zu schließen. Jahre später wurde sie abgebrochen. Die Steine sollen 1848 beim Bau eines Wehres der Odeborn zwischen Berleburg und Wemlighausen Verwendung gefunden haben. 

Dies führte dazu, dass 1845 auf dem Gelände der heutigen Wemlighäuser Kirche der neue Odeborns-Kirchhof angelegt und am 27. Juni 1845 vom damaligen Superintendenten Pfarrer Winckel eingeweiht wurde. Am 2. September 1845 schrieb Pfarrer Kneip ins Sterberegister:

„Das ist die erste Leiche, welche auf dem in diesem Jahre neu angelegten, nun vom
Breidenbach, wo die Odebornskirche stand, nach dem Bogshorn am Schüllarhammer bei dem
Schulhaus verlegten Odeborns-Kirchhofe beerdigt worden ist.“

Wie der alte Odebornsfriedhof wurde auch der neue von den Bürgern beider Dörfer Schüllar und Wemlighausen genutzt. 1886 jedoch legte Schüllar einen eigenen Friedhof an. Vor der Grundsteinlegung der Kirche in Schüllar-Wemlighausen am 16. September 1906 musste der neue Odebornskirchhof hier aufgegeben werden. Um 1900/1902 wurde schließlich der neue „Friedhof auf der Heide“ in Wemlighausen eingerichtet.

https://www.chronik-schuellar-wemlighausen.de/wp-content/uploads/2025/11/Friedhofskapelle-Wemlighausen.jpg
 Friedhofskapelle Wemlighausen, fertiggestellt im Sept. 1969
Friedhofskapelle Wemlighausen, fertiggestellt im Sept. 1969

Wie einem Zeitungsbericht aus dem Jahre 1986 mit dem Titel „Kapelle für den Friedhof bleibt wohl ein Traum“ zu entnehmen ist, gab es einigen Verdruss in Schüllar. Dort heißt es:

„… ebenso wie die Wemlighäuser möchten auch die Bewohner von Schüllar gern eine eigene
Friedhofskapelle haben. Auf politischer Ebene ist das Thema längst abgehakt. Die zuständigen
Gremien der Stadt sehen keine Möglichkeit, dem Wunsch von Schüllar zu entsprechen. Und
dabei hatte doch ein Baumeister aus Schameder prophezeit: Normalerweise sterben drei bis
vier Personen im Jahr, in guten Jahren aber wird die Friedhofskapelle auch sechsmal genutzt.“

Aber die Bewohner von Schüllar ließen sich nicht entmutigen und wurden selbst aktiv. Aus diesem Grund ist eine Tafel an der Kapelle angebracht worden:

Quelle: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins 08.2022
Quelle: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins 08.2022
Friedhofskapelle Schüllar mit dem von Wolfgang Kreutter gestalteten Fenster
Friedhofskapelle Schüllar mit dem von Wolfgang Kreutter gestalteten Fenster
Änderung vorschlagenLetzte Aktualisierung am 19. November 2025.