Vereine und VerbändeWasserversorgung in Wemlighausen
Im 19. Jahrhundert wurden auf Betreiben des „Landwirtschaftlichen Kreisvereins“ in den größeren Talauen Wasserverbände gegründet. Zum einen sollten sumpfige Stellen entwässert, andere wieder bewässert werden. Dazu mussten dann „Wehre“ gebaut werden, durch die der Fluss ein gleichmäßiges Gefälle erhielt. Man hob Gräben aus, deren Wasserstand durch „Schetze“ reguliert werden konnte.
Schon vorher hatte es solche Anlagen für die Hammerwerke und Mühlen gegeben. Hier war noch ein „Waijer“ nötig, damit auch bei längerer Trockenheit (wenn der Fluss oder Bach zu wenig Wasser führte) die Räder noch angetrieben werden konnten. Wasser war trotz der vielen Niederschläge in Wittgenstein oft recht knapp. Deshalb besaßen Mühlen und Hämmer festgelegte Wasserrechte.
Bereits 1895 wurde ein Antrag von der Gemeinde Wemlighausen für eine Trinkwassergewinnung aus dem Heidebach gestellt. Dazu benötigte man auch den Bau einer Wassersammelkammer. Die gemauerte Kammer war 6 m lang und 3 m breit. Der Inhalt der Sammelkammer betrug 43,20 cbm Wasserfassung. Sie lag nur wenige Meter unterhalb des Wohnhauses der Familie Fritz Scherer, später bis in die 1960er-Jahre das Haus der Familie Krenn.
Die Anlage war durch eine große eiserne Tür begehbar, der andere Teil lag unter einem Erdhügel. Der Gemeindevorsteher Dreisbach und die Gemeindeverordneten Stenger, Fuchs, Homrighausen, Schlapbach, Dickel (Sand) und Dickel (Hobe) bestimmten die Losvergaben für das Vorhaben am 02. Juli 1895.
25 Abnehmer wurden 1895 an der Wasserleitung angeschlossen. Die Einschätzung des Wassergeldes erfolgte durch eine Kommission.
Den Klimawandel von heute und die Wetterschwankungen in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten haben die Menschen und die Natur immer schon zu spüren bekommen. Vermehrt spürte man die allgegenwärtige Trockenheit im Frühjahr, Sommer und Herbst; auch der Winter hat sich verändert. Es gab weniger Schneeniederschlag, und der Erdboden konnte nicht genügend Wasser speichern.
Unser Wasserverbrauch steigt – auch durch zu unüberlegten Verbrauch im Haushalt, Garten, in Landwirtschaft, Kultur, Schwimmbad, Industrie und Verkehr.
In den Jahren 1929 bis 1931 lagen noch andere Gründe vor, um einen neuen Antrag auf „Erweiterung der Trinkwasserversorgung“ für Wemlighausen in Arnsberg zu stellen: Die Bevölkerung im Dorf war angewachsen.
Der Antrag wurde vom 15.11.1929 bis 03.05.1930 gestellt. Es wurden umfangreiche Untersuchungsberichte, Kostenschätzungen und Gutachten erstellt. Zu der Zeit wurde das Wasser aus der im Übersichtsplan eingezeichneten Wasserleitung entnommen, die jedoch in regenarmer Zeit den Wasserbedarf nur teilweise decken konnte.
Das für die Erweiterung der Wasserversorgung in Aussicht genommene Quellengebiet lag rund 600 m südöstlich von der Mitte des Ortes Wemlighausen in einer Höhe von 500 bis 600 m über dem Meer. Die Quellen lagen auf einer Bergwiese. Das Niederschlagsgebiet bestand fast ausschließlich aus Hoch- und Niederwald, geschützt vor landwirtschaftlicher Verunreinigung.
Der tägliche Wasserbedarf für 618 Einwohner, 214 Stück Großvieh, 400 Stück Kleinvieh sowie kleine Bäckereien und Gasthöfe wurde auf 50,0 cbm geschätzt. Dies bestätigten die Herren Heinrich Spies und Gundermann am 03. Mai 1930.
Gründung des Wasserverbandes Wemlighausen 1952 und Übernahme der Versorgung von der Gemeinde Wemlighausen
1952 war die Bevölkerung in Wemlighausen auf über 800 Personen herangewachsen, und das Wasser aus dem Heidebach reichte nicht mehr aus. Heinrich Lückel aus „Spieseshaus“ war zu dieser Zeit im Bürgermeisteramt und beschloss mit dem Gemeindevorstand, eine neue Wasserleitung aus dem Kraftsholz anzulegen, die ausreichend Wasser für das Dorf versprach.
Das Gussrohr wurde von der Firma Schneider (Blechschmieds) in Berleburg (Geschäftsführer Herr Nagel) geliefert und von der Firma Tiefbau Heinrich Aderhold verlegt.
Im Kraftsholz, oberhalb des heutigen Sammelbehälters, lag ein Sumpfgebiet. Dieses sollte von dem Herrn Wiesenbaumeister Dörr trockengelegt werden. Weil aber das Wasser von dort sehr sauber war, kam es für die Trinkwassergewinnung für Wemlighausen in Frage. Hermann Womelsdorf war der Wiesenbesitzer und damit einverstanden. Eine gezahlte Entschädigung war – und ist heute noch – dafür gedacht, die landwirtschaftliche Fläche nicht mit Dünger zu belasten.
Die Anschlüsse zu den Häusern im Ortskern lagen schon mit Bleirohren aus dem Heidebach. Danach bekamen die Häuser im Oberdorf und an der Heiderbrücke noch Wasseranschlüsse meist im „Hand- und Spanndienst“, d. h. jeder Haushalt musste einen Mann bereitstellen, der mit Hacke und Schaufel einen Graben für die neue Wasserleitung ausgraben und wieder schließen musste.
Als die Häuser im Oberdorf gebaut wurden, gab es für sie noch keine Wasserleitung. Dies erfolgte (s. o.) erst nach Verlegung der Leitung 1952 aus dem Kraftsholz.
Bis dahin hatte jedes Haus einen eigenen Brunnen bzw. es gab in der Böschung einen Born, wo man sich Gebrauchswasser abholen konnte. So ein „Born“ war gegenüber „Pioniers“, von dem sich z. B. „Schusters“, „Riedesels“ und „Schüsters“ (heute „Laubers“) ihr Wasser holten.
Pioniers hatten einen Brunnen in der Scheune, der ca. 3 m tief war, aus dem sie Wasser zunächst „scheppen“ mussten und später mit einer Pumpe förderten. „Schmette Hermes“ (Tschosnigs) hatten einen Born, etwas höher in der Wiese.
Als die ersten Häuser am Hillerbach und an der Heiderbrücke gebaut wurden, konnten sie das Quellwasser aus dem kleinen Hillerbach entnehmen. Oberhalb des späteren Tretbeckens waren zwei Brunnen: einer versorgte das Haus „Ohrndorf“, und von einem weiteren war eine Leitung nach „Franks“ und zu „Homrighausens“ gegraben.
Später wurden auch „Hedrichs“ hier angeschlossen, die ihren Wasserbedarf bis dahin aus dem Hillerbach mit Eimern geholt hatten. Ende der 50er-Jahre haben Willi Ohrndorf, Karl Heinz Dickel, Robert Born, Bruno Nipko sowie Hedrichs, Franks und Ottmar Homrighausen eine gemeinsame Leitung gegraben und bei „Hoppes“ an die Leitung aus dem Dorf angeschlossen.
1971 wurde zusätzlich zu Wemlighausen auch die Gemeinde Schüllar (in unmittelbarer Ortsnähe) mit Trinkwasser versorgt. Anlässlich dessen wurde von der Gemeinde Schüllar/Stadt Bad Berleburg ein Hochbehälter am Birkenkopf erbaut und eine neue Wasserleitung für Trinkwasser aus der Quelle im Wernsbach gelegt.
Im Jahre 1974/75 hat man die Feriensiedlung am Bockshorn und das Abenteuerdorf ebenfalls an das Wasserversorgungsnetz angeschlossen. Dazu kam die Erschließung des Baugebietes „Auf der Heide“.
1977 übernahm der Wasserverband Siegerland die Wasserversorgung von der Stadt Bad Berleburg. Trotzdem kümmerte sich der Wasserbeschaffungsverband Wemlighausen weiterhin um die Trinkwasserversorgung Schüllars und die Aufsicht des Hochbehälters. Nur die Kontrolle der Wasserqualität übernahm der Wasserverband Siegen-Wittgenstein.
Es folgten Erneuerungen der Leitung im Schulweg (1990) und der Leitung vom Oberdorf bis zum Brunnen „Vor dem Winterbach“ (1996).
2004 kam es zur ersten Tiefenbohrung vor dem Winterbach. Außerdem wurde die Quelle im Petersgrund und später die Quellfassung im Wernsbach aufgegeben. Die dringlichsten Gründe dafür waren fehlende Wasserqualität und ein zu geringer Ertrag aus den Quellen.
Ebenfalls im Jahre 2004 erfolgte der Bau einer Druckerhöhungsanlage in der Ferienhaussiedlung „Am Bockshorn“.
2007 legte der Wasserverband Siegen-Wittgenstein (WVS) eine Leitung vom Ortsausgang Bad Berleburg (Herrenwiese) in Richtung Wemlighausen bis nach Schüllar. Danach benötigte Schüllar kein Wemlighäuser Wasser mehr, und die Betreuung der Wasseraufbereitung für Schüllar wurde somit hinfällig.
2007 fiel der Wasserbeschaffungsverband Wemlighausen dann die Entscheidung, den vorher städtischen Hochbehälter im Ort zu kaufen und somit ausschließlich selbstständig zu übernehmen.
2010 wurde eine zweite Tiefenbohrung vor dem „Wernsbach“ durchgeführt. Damit wollte der Wasserverband langfristig die Wasserversorgung im Dorf sichern, da einerseits der Wasserverbrauch kontinuierlich gestiegen war und andererseits höhere Auflagen durch das Gesundheitsamt bezüglich der Wasserqualität zu erfüllen waren.
2020: Die Erneuerung von rund 1,7 km Rohwasserleitung aus dem Kraftsholz bis zum Brunnen „Winterbach“ war wegen hoher Wasserverluste notwendig. Das Wasser aus der Quellfassung läuft ohne Pumpunterstützung in den Hochbehälter. Nutzen wir die Tiefenbohrung, muss gepumpt werden, was hohe Stromkosten verursacht.


Erneuerung der Rohwasserleitung Kraftsholz im Hand- und Spanndienst 2020
2021 erfolgte der Einbau einer Ultrafiltrationsanlage in den Hochbehälter mit dem Ziel, dauerhaft die Trinkwasserqualität sicherzustellen.
2023 wurde die Druckminderungsanlage im Oberdorf umfangreich saniert und teilweise erneuert.
Der Wasserbeschaffungsverband hat 292 Anschlüsse und versorgt damit ca. 270 Haushalte, Landwirte, Gewerbetreibende, die Schule, den Kindergarten und die Feuerwehr mit ca. 38.000 m³ Trinkwasser pro Jahr.
Seit Gründung wird der Wasserbeschaffungsverband Wemlighausen ehrenamtlich geführt, und viele Arbeiten werden nach wie vor im „Hand- und Spanndienst“ durch Mitglieder ausgeführt. Deshalb kann der Preis für das Wassergeld auf einem im Vergleich sehr günstigen Niveau gehalten werden.
Weitere Infos und Bilder zum Wasserverband unter www.wasserverband-wemlighausen.de
Daten entnommen aus Unterlagen von: Hildegard Klein (Raine), Stadtarchiv R. Riedesel und Heinrich Pickhan , zusammengestellt und aufgeschrieben von Karin Strackbein (Enes) und Luise Süreth (Spieses). Wemlighausen , 18.03.2023

