Zeitzeugenberichte und ErinnerungenHebammen Schüllar-Wemlighausen

Leben und Wirken von Luise Schlüter geb. Scherer von 1924 - 1964

Luise Scherer wurde als erste Tochter der Eheleute Ludwig und Luise Scherer, geb. Knebel, im Heidebach unten, am 09.05.1899 in Wemlighausen geboren.
Sie besuchte die Volksschule in Schüllarhammer.
Als sie 20 Jahre alt war, konnte sie mit der Ausbildung für die staatliche Prüfung zur Hebamme beginnen.

Vorschriften über die Ausbildung, staatliche Prüfung und Fortbildung der Hebammen:

„Die Ausbildung und staatliche Prüfung von Hebammen fand ausschließlich in den Provinzial-Hebammen-Lehranstalten (Landes-Frauenkliniken) sowie in denjenigen Universitäts-Frauenkliniken und sonstigen Anstalten statt, die hierfür vom Minister für Volkswohlfahrt eine besondere Genehmigung erhalten hatten.

Bedingungen für die Zulassung:

  1. Einen sittlich einwandfreien Ruf und die für den Hebammenberuf erforderliche Zuverlässigkeit besaßen.
  2. Bei Beginn der Ausbildung mindestens 20 Jahre alt, jedoch nicht älter als 30 Jahre waren.
  3. Mindestens über eine abgeschlossene und gute Volksschulausbildung verfügten.
  4. Die geistige und körperliche Tauglichkeit für den Beruf einer Hebamme nachweisen konnten.

Die Dauer eines Hebammenlehrgangs betrug 18 Monate. Der Lehrgang durfte in der Regel nur durch eine – gegebenenfalls in mehreren Abständen – zu gewährende Ferienzeit von insgesamt drei Wochen unterbrochen werden.“

An die Bezirkshebamme Frau Schlüter in Wemlighausen, Bad Berleburg, den 21.01.1924:

„Die Gemeinden Schüllar und Wemlighausen weigern sich nicht, die Kosten für Desinfektionsmittel und Neuanschaffungen von Instrumenten im Sinne des Vertrages § 6 vom 29. April 1920 zu übernehmen.
Da aber diese Sachen jetzt sehr kostspielig sind, müssen sich die Gemeinden eine Kontrolle über die neu zu beschaffenden Sachen vorbehalten und die Anschaffung von ihrer vorherigen Zustimmung abhängig machen.
Ich kann Ihnen daher nur anheimstellen, entsprechende Anträge zu stellen. Die Gemeinden sind weiter auch nicht verpflichtet, Ihnen die Gesamtkosten ihrer Krankenhausbehandlung und Operation zu ersetzen, es kann sich nur um einen freiwilligen Zuschuss handeln.
Die Gemeinden sind gesetzlich nicht verpflichtet, die Hebamme gegen Krankheit zu versichern. Die Hebammen sind nicht krankenversicherungspflichtig, auch sieht das neue Hebammengesetz keine derartige Verpflichtung vor. Die Hebammen sind aber zur Selbstversicherung befugt. In diesem Falle tragen die Gemeinden die Hälfte der Beitragskosten für die Altersversicherung; hinsichtlich der Selbstkrankenversicherung ist gesetzlich für die Hebammen eine Erstattung nicht vorgesehen.“

Mitteilung vom Amt Girkhausen am 23.04.1927 – Städt. Hebammen-Obhutsbezirk:

„Ich mache darauf aufmerksam, dass im Rechnungsjahr 1927 die seitens der Hebammen angeschafften Medikamente usw. von den Gemeinden – soweit das bisher gelegentlich geschehen ist – nicht mehr gezahlt werden. Es ist daher unzulässig, irgendwelche Rechnungen auf die Gemeinde auszustellen. – Der Amtmann“

Mitteilung an die Bezirkshebamme Frau Schlüter in Wemlighausen – 05. Januar 1926 – Amt Girkhausen:

„Das Mindesteinkommen beträgt z. Zt. 500,– R.M. – Höchsteinkommen 800,– R.M.
Eine einfache Entbindung zu Hause – Gebühr 35,– bis 40,– R.M., und für Wochenbesuche je Stunde 1–2 R.M. (Reichsmark) – nachts das Doppelte.“

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Luise Scherer geb. Schlüter

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Eintrag zu Luise Süreth, geb. Lückel

Luise Scherer (* 09.05.1899) heiratete am 20.05.1923 in Berleburg/Land – Wemlighausen den Maurer August Schlüter (* 02.01.1898) im Münsterland.
Sie hatten keine leiblichen Kinder, jedoch eine Pflegetochter: Adelheid Kalkstein (* 1929), die später Karl-Heinz Wahl heiratete. Die Familien Schlüter & Wahl wohnten in Wemlighausen „Unterm Rain“ (Mineshaus).

1964 – starb August Schlüter und wurde hier in Wemlighausen beerdigt.
1965 – kauften die Familie Wahl und die Witwe Luise Schlüter das alte Lipseshaus an der Lindenstraße 29. Die Familie Fuchs (Vorbesitzer) zog in den Neubau, den Aussiedlerhof auf der Leie, jetzt Birkenhof.

Das alte Mineshaus, Unterm Rain 7, in dem sie seit den 20er-Jahren gewohnt hatten, gehörte ihrem Nachbarn Christian Grund (Grunddanielshaus – Daniels), der auch einen Kolonialladen führte. Dieser ließ das leerstehende und sehr baufällige Haus in den 1970er-Jahren abreißen. Dessen Sohn Gerhard Grund ließ dann im Jahr 2001 dort neue Garagen errichten.

In ihren 40 Berufsjahren hatte Luise Schlüter, geb. Scherer („Tante Luise“), gewiss viel erlebt. Viele Menschen aus Schüllar und Wemlighausen kennengelernt und vielen Säuglingen bei ihrer Ankunft auf dieser Welt geholfen – sie betreut und versorgt, damit sie einen guten Anfang für ihr Leben bekamen. (Petra Dickel im Kiepehaus, * 22.12.1964) war für sie ihre letzte Hausgeburt.

Am 08.07.1991 verstarb die beliebte Hebamme im Bad Berleburger Krankenhaus.

Aufgeschrieben von Karin Strackbein geb. Homrighausen Luise Süreth/13.03.2024

Bild dazu stammt aus dem Besitz von Matina Zacharias geb. Wahl (Enkeltochter)

Änderung vorschlagenLetzte Aktualisierung am 19. September 2025.